Hohe Website-Qualität als Erfolgsfaktor – warum eigentlich?

24.3.2007, Eva Bollmann

„Was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken.“
Peter Drucker, US-amerikanischer Ökonom

Die Quantität des WorldWideWeb hat sich in den letzten Jahren explosionsartig vergrössert und ist im November 2006 auf weltweit 101,435,253 Websites angestiegen (Quelle).
Gleichzeitig stiegen auch die Anforderungen und Erwartungen der Website-Besucher rasant an. Die heutigen Internet-Benutzer haben bei ihrem Netzbesuch klare Ziele vor Augen, es wird online eingekauft, Bankgeschäfte werden erledigt, Freunde virtuell getroffen und hauptsächlich wird nach Informationen gesucht. Dabei ist der Website Besucher ungeduldig, hüpft nach 25 – 35 Sekunden (nach NIELSEN, vgl. hierzu folgendes) bei Nichtauffinden der gesuchten Information weg oder bricht einen erfolglosen Einkaufsversuch vorzeitig ab. (vgl. hierzu Akamai and JupiterResearch Identify '4 Seconds' as the New Threshold of Acceptability for Retail Web Page Response Times, unter Quelle). Der Website Besucher will seine Informationen ohne Hindernisse, ohne Wartezeiten und ohne Einarbeitung in die Website erreichen.

Diese Fakten, die starke Erhöhung der Website Quantität verknüpft mit den gestiegenen Anforderungen an eine Website bewirken, dass die Website-Qualität zu einem immer zentraleren Wettbewerbs, das heisst zum eigentlichen Erfolgsfaktor wird.


Eine erfolgreiche Website muss in folgenden Bereichen punkten um den Besucher zu überzeugen:

 

 

a) Die Website muss für möglichst alle potenziellen Besucher zugänglich sein.

Ziel ist es, dem Besucher sämtliche Zugangshindernisse durch einen entsprechenden Aufbau der Website aus dem Weg zu räumen. So spricht man auch von „Barrierefreiheit“ oder allgemein „Accessibility“.

 

Einige der wichtigen Accessibility-Punkte seien hier exemplarisch aufgelistet:

 

  • Die Informationen müssen für sämtliche Benutzergruppen, insbesondere auch für ältere, ungeübte oder seh- respektive hörbehinderte Personen, abrufbar und erkennbar sein. Unter diesen Aspekt fällt beispielsweise die Möglichkeit, die Schriftgrösse jederzeit individuell einzustellen.
  • Sämtliche Bilder müssen über Alternativtexte wie - sofern notwendig - über weitergehende Beschreibungen für Sehbehinderte verfügen.
  • Für körperlich behinderte oder im Umgang mit der Maus ungeübte Personen dürfen die anwählbaren Navigationselemente nicht zu klein ausfallen, so dass sie einfach anklickbar bleiben.
  • Die Website sollte browser- und ausgabegeräteunabhängig funktionieren, das heisst, der Besucher ist nicht gezwungen eine bestimmte Browser-Version zu verwenden, um die Inhalte strukturiert und verständlich darzustellen. Hierzu gehört auch die Kompatibilität mit assistiven Technologien wie ScreenReader-Software, Braille-Zeilen für Blinde sowie spezielle Bedienkonzepte, die eine Navigation über Ersatzstrategien wie zum Beispiel Mund-, Augen- oder Sprachsteuerung ermöglichen. Diese Kompatibilität spielt jedoch nicht nur für behinderte Personen eine wichtige Rolle, sondern immer mehr auch für Personen mit mobilen Endgeräten, die über eine Internetverbindung verfügen, aber aufgrund der kleinen Displays und Anzeigemöglichkeiten darauf angewiesen sind, die Website-Informationen gleichwohl einfach und schnell lesen zu können.

 

In Zusammenhang mit einer hohen Zugänglichkeit ist es unabdingbar, dass sich professionelle Webdesigner, Entwickler wie auch Browserhersteller an die internationalen Webstandards halten. (weiterführende Informationen).

Für die Umsetzung einer verbesserten Zugänglichkeit wurden vom W3C (WorldWideWeb Consortium, http://www.w3.org) entsprechende Richtlinien verabschiedet (Quelle), die bei Einhaltung eine optimale Zugänglichkeit gewährleisten.

In der Schweiz wurde die Zugänglichkeit zu Internetangeboten des Bundes gesetzlich geregelt. Seit dem 1.1.2004 ist das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG), mit der dazugehörenden Behindertengleichstellungsverordnung (BehiV) in Kraft. Nach Art. 10 BehiV müssen Internetangebote des Bundes explizit so gestaltet sein, dass behinderte Menschen diese barrierefrei nutzen können. (Quelle).

Für weiterführende Informationen zu „Accessibility“ sind - ohne Anspruch auf Vollständigkeit – folgende Websites zu konsultieren:

http://www.w3.org/WAI/
http://www.w3c.de/Trans/WAI/checkliste.html (deutschsprachige Übersetzung der WAI-Richtlinie)
http://www.admin.ch/ch/d/sr/151_3/index.html (schweizerisches Behindertengleichstellungsgesetz)
http://www.access-for-all.ch/
http://www.zugang-fuer-alle.ch
http://www.webstandards.org
http://archiv1.weboffice.ethz.ch/www8/quicktips/
http://www.webforall-heidelberg.de/html/deutsch/barrierefreie_webseite.php
http://www.stud.fernuni-hagen.de/q1707205/1908/blinde.html
http://blog.namics.com/accessibility/
http://www.barrierefreies-webdesign.de/spezial/problemfelder/web-accessibility.php#einleitung
http://webxact.watchfire.com/ (zur Überprüfung der Website auf Accessibility


b) Die Website muss benutzerfreundlich sein.

Ein weiteres Kriterium, das in gewissen Bereichen die unter a) beschriebene Accessibility einschliesst, ist die „Usability“ - übersetzt mit Benutzungsfreundlichkeit oder Gebrauchstauglichkeit. Definitionsgemäss gemeint ist dabei nach ISO 9241 Teil 11 immer das Produkt aus:

  • Effektivität: Wird das Ziel erreicht, die Aufgabe gelöst und ist das Ergebnis korrekt?
  • Effizienz: Ist der Aufwand durch den Einsatz eines neuen Werkzeuges gesunken oder ist die Einführung reiner Selbstzweck?
  • Zufriedenheit: Empfinden die Nutzer das Werkzeug, das Medium, die Website auch als angenehmer? (Quelle)
Wie im Einleitungstext erwähnt, sind die Websitebesucher ungeduldig und verlassen nach wenigen Sekunden bis Minuten eine für sie nicht „brauchbare“ Website. Dies bedeutet, dass eine Website in kürzester Zeit einem Besucher vermitteln können muss, wo er gelandet ist, ob er von der Site profitieren und wie er auf dem schnellsten Weg zu dem für ihn relevanten Bereich der Site gelangen kann.

Nach der weltweit renommierten Usability-Koryphäe und dem Verfasser vieler Studien und Publikationen NIELSEN (Jakob Nielsen und Hoa Loranger: Prioritizing Web Usability. - Berkeley: New Riders, 2006, S. 60ff, wie auch unter http://www.useit.com) halten sich dabei folgende Usability-Probleme seit Jahren hartnäckig und erschweren dem Besucher das leichte Auffinden der ihn interessierenden Information:

  • Links, die ihre Farbe nicht ändern, wenn sie besucht wurden
  • Vereiteln der Funktion des Zurück-Buttons
  • Öffnung von neuen Browser-Fenstern (Ausnahme: sämtliche Office-Dokumente)
  • Pop-up-Fenster
  • Design-Elemente, die wie Werbung aussehen
  • Verstöße gegen web-weite Konventionen, so dass der Besucher durch unerwartete Darstellungen verwirrt wird
  • schwer überfliegbarer und allzu dichter Text

Einige Usability-Punkte können automatisch getestet werden. Für eine umfassende Analyse bieten sich speziell ausgerüstete Usability-Labors an. (beispielsweise).


Weiterführende Informationen zu „Usability“ finden sich unter folgenden Links (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

http://www.useit.com
http://www.bui.fh-hamburg.de/pers/ursula.schulz/webusability/quellen.html#jakob2006
http://www.worldusabilityday.org/
http://www.easy-to-use.ch/


c) Eine Website muss von Suchmaschinen erkannt und indexiert werden können.

Ein in der Informationsflut des Netzes zunehmend wettbewerbsentscheidender Punkt ist die für Suchmaschinen optimierte Codierung von Webprojekten.
Suchmaschinen oder –verzeichnisse bieten für die meisten Websurfer einen bequemen und einfachen Ausgangspunkt für das Auffinden von Informationen. So wird heute geschätzt, dass ein überwiegender Teil der Websiteaufrufe durch Resultate von vorgängigen Suchanfragen entstehen.

 

Damit eine Website von Suchmaschinen gefunden werden kann, muss eine Reihe von technischen Anforderungen gegeben sein. Gleichzeitig müssen die Vorgehensweisen der Suchmaschinen analysiert werden.

Wichtig im Zusammenhang mit der Suchmaschinenoptimierung sind unter anderem:
  • für Suchmaschinen „lesbare“ Websites (ohne Frames und Introseiten)
  • aussagekräftige Inhalte
  • suchmaschinenkonforme Codierung
  • Websites mit korrekten Seitentiteln
  • korrekte Keywords und Descriptions
  • Autorenangabe
  • Sprachcodes
  • aussagekräftige und nicht zu lange URLs
  • korrekte Verwendung von HTML-Tags

 

Es empfiehlt sich dabei, nicht auf unseriöse Suchmaschinenoptimierer zu hören. Dies weil viele „Tricks“ (Doorway-Pages, Cloaking, Keywords Stuffing, ...) zur Herbeiführung eines besseren Auffindresultates von den Suchmaschinen meist drakonisch, im schlimmsten Fall sogar mit einem „Delisting“, d.h. einem Ausschluss der Site bestraft wird.


Für weiterführende Informationen zu „Suchmaschinenoptimierung“ empfehlen wir (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

https://www.google.com/webmasters/tools/sitestatus?hl=de
http://www.seekport.de/seekbot/
http://www.monsterkey.de/seo-tools.html
http://www.top-suchmaschineneintrag.de/suchmaschinenoptimierung-ranking-ohne-spam.php
http://www.online-marketing-forum.at/blog/unserioese-suchmaschinen-optimierung
http://www.ecin.de/marketing/seo-anbieter/
http://www.seo-consulting.de/pages/news-379.php


d) Eine Website muss „handwerklich“ auf hohem Niveau realisiert sein.

Entspricht die Art und Weise der Realisierung dem „state of the art“, werden internationale Standards eingehalten und neue Technologien verwendet, erhöht sich der Erfolg einer Website auf einen Schlag. Dies deshalb weil dadurch automatisch viele Punkte im Bereich der Accessibility, Usability und Suchmaschinenoptimierung erfüllt werden.
Eine qualitativ hochstehende Website ist somit weniger anfällig auf neue Browserversionen und dadurch auftretende Fehler.


Schlussgedanken

Eine allgemein hohe Website-Qualität hat zum Ziel, dem Besucher sämtliche Hindernisse wie eine nicht auf allen Browsern gewährleistete Funktionsfähigkeit, durch nicht standardisierten Code verursachte Fehlermeldungen, nicht funktionsfähige („tote“) Links sowie leere oder als „Baustelle“ bezeichnete Seiten aus dem Weg zu räumen und unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Gleichzeitig sollen dem Besucher Informationen einer Website ohne lange Einarbeitungszeit, die beispielsweise für die Suche nach der Navigation oder durch nicht ausdruckbare Seiten entsteht, zugänglich gemacht werden.

 

Kritische Stimmen mögen argumentieren, dass die Qualität einer Website sich nach den individuell gestellten Anforderungen und Zielsetzungen ergibt und somit nicht generell gemessen werden kann. Selbstverständlich müssen für eine umfassende und individuelle Qualitätsanalyse die jeweiligen Anforderungen an die Website in die Überlegungen miteinbezogen werden. Es lassen sich jedoch ein Grossteil der Qualitätsfaktoren generell und bei jeder Website messen und vergleichen. Insbesondere die Einhaltung internationaler Standards sowie die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Usability-Forschung sind auf alle Websites anwendbar und bringen durch eine hohe Qualität auch eine hohe Erfolgschance.